Nachwuchsförderung - Wissenschaft

Auf der 96. Tagung, der Feier des 50. Geburtstages der Humboldt-Gesellschaft, präsentierten die Nachwuchs-Wissenschaftler der Gesellschaft sich und ihr Fachgebiet.

Alexander StögerAuf der 100. Tagung der Humboldt-Gesellschaft in Weimar, mit dem Schwerpunkt "Humboldt und Goethe – Hommage an eine lebenslange Freundschaft" präsentiert Alexander Stöger, einer der Nachwuchs-Wissenschaftler der Gesellschaft, einen Aspekt seiner Forschung. 

Alexander Stöger, Friedrich-Schiller-Universität Jena, beleuchtete in seinem Vortrag "Experiment und Öffentlichkeit – Zur Darstellung in den frühen Galvanismusschriften Alexander von Humboldts und Johann Wilhelm Ritters" die Darstellung der Experimente und die daraus resultierenden Erkenntnisse der beiden Forscher.

 Aus seinem Exposé

Die preußische Landreform unter dem Einfluss von Friedrich Eberhard von Rochow, Bernhard Christoph Ludwig Natorp und Wilhelm von Humboldt von Dr. Silke Siebrecht

Dr. Silke SiebrechtFrau Dr. Silke Siebrecht befasste sich mit der Landschulreform im Preußen des 18. und beginnenden 19. Jh. und arbeitete sehr dezidiert heraus, wie Friedrich Eberhard von Rochow auf seinen Gütern Volksschulen errichtete, um entgegen den Bestrebungen der Landbevölkerung "Tüchtige Landwirte und Hausmütter" ausbilden zu lassen. Auch ging es ihm um Lehrerbildung. Wichtige Schriften sind "Geschichte meiner Schulen" und "Der Lesefreund, ein Lesebuch in Landschulen". »Bringt man nichts in den Kopf, gelangt auch nichts ins Herz.« Vorbilder waren für ihn Rousseau, v. Basedow, auch Geliert. In das Jahr 1809 fällt W. v. Humboldts Schulreform. Für die detaillierte Gestaltung der Elementarschulreform berief er Ludwig Natorp in die "Sektion für den Kultus und den Unterricht". Es blieb dabei, dass Elementarschule, Gymnasium und Universitäten Angelegenheiten des Staates waren. 

Die Trias ‚Individuum – Staat – Gesellschaft‘ bei Wilhelm von Humboldt - Ludger Roth

Ludger RothHerr Ludger Roth referierte über die Beziehung zwischen Individuum, Staat und Gesellschaft bei W. v. Humboldt, der den Dualismus von Staat und Gesellschaft formulierte. Der Staat hat die Freiheit zu garantieren, damit das Individuum sich autonom entwickeln und nach seiner Fasson bewegen kann. Als Negativbeispiel wird der Wohlfahrtsstaat angesehen. Trägerin der Bildung muss die Gesellschaft sein. »Der wahre Zweck des Menschen ist die Bildung«. Es wurden Vergleiche mit Staats- und Bildungstheorien von Plato und Aristoteles herangezogen. 

Identität, Welt, Bildungswille – auf der Suche nach Konstanten bei Wilhelm von Humboldt und Gerhard Roth - Dr. Kirstin Junga

Dr. Kirstin JungaFrau Dr. Kirstin Junga befasste sich mit Konstanten in Bildungsprozessen, ohne die der Aufbau von Bildung nicht möglich ist. W. v. Humboldt geht davon aus, dass der Mensch seine Persönlichkeit selbst ausbildet. "Verstehen wollen!" ist die Voraussetzung, insbesondere bei der Entwicklung zum Guten. Der Bildungswille, das sittliche Handeln, sind auch Konstanten für die Bestimmung der eigenen Position. Z.B. kann der "Schokoriegel" als Konstante für Bildung wirken, indem er aufzeigt, welche Varianten sich durch die Reflexion anderer Ansichten für die eigene Position ergeben. Frau Dr. Junga erkennt im Übrigen bei W. v. Humboldt Einflüsse von Kant und Schleiermacher. Sittliches Handeln mit neuen Weltsichten ist auch beruflich ihr Thema, wenn es um die Motivation für Ehrenämter geht. 

Der Humboldt’sche Gedanke akademischer Bildung. Einige Konsequenzen für die aktuelle Hochschullehre - Dirk Bissbort

Dirk BissbortHerr Dirk Bissbort hatte eine Studie zur Grundlage seiner Ausführungen gemacht und stellte die Frage, ob autonomes Lernen, aktives Studieren unter den Bologna-Bedingungen noch möglich sei. Die Unterschiede zum Humboldt'schen Verständnis von Hochschulbildung wurden herausgearbeitet und die Forderungen gefolgert, durch individuelle und soziale Lernformen in sinnvoller Abfolge zu einer Didaktik und Methodik für Lerntransfer zu gelangen und selbstgesteuertes Lernen in der Hochschule zu ermöglichen. In Karlsruhe entwickelt man daher als Innovation ein Tutorentraining zur Lehrerausbildung und kommt so "vom Wissen zum Handeln". 

Gero von Merhart – der erste Ordinarius für Ur- und Frühgeschichte in Deutschland - Matthias Bischof

Matthias BischofHerr Matthias Bischof beschrieb wichtige vorgeschichtliche Forschungen und Funde auf dem Hintergrund der Vita von Gero von Merhart, der als Österreicher durch den 1. Weltkrieg in russische Gefangenschaft geriet, dann aber auf Grund seines Engagements die Leitung der vorgeschichtlichen Sammlung im Museum Krasnojarsk erhielt. V. Merhart wurde 1920 russischer Bürger, kam aber 1921 auf Umwegen über Moskau und Petrograd nach Stettin. Er studierte in Deutschland und habilitierte sich 1924 über die "Bronzezeit am Jenissej". 1928 wurde er erster Ordinarius für Frühgeschichte in Marburg und gründete dort die sogenannte "Marburger Schule", die sich verständlicherweise auch immer wieder mit Ergebnissen Alexander von Humboldts beschäftigen konnte. Seinen letzten Vortrag hielt er 1957.

Reformbestrebungen zu einer integrativeren Neukonzeption des schweizerischen Bildungssystems - Mathias Mejeh

Herr Mathias Mejeh behandelte in seinem lebhaft gestalteten Vortrag das Thema der Integration im Spannungsfeld zwischen Separation und Inklusion. Es ging um die schulische Behandlung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen in der Schweiz, und zwar auf dem Hintergrund des Alphabetisierungsprozesses seit Gründung der Universität Basel 1420. Über Erasmus von Rotterdam, Zwingli und Calvin im 16. Jh. befasste sich die Betrachtung mit Pestalozzi und Herbart im 18. Jh. bis zu den ersten Heil- und Sonderschulen in der Regenerationszeit des 19. Jh. Seit 2002 gibt es das Behinderten-Gleichstellungsgesetz für eine Pädagogik der Vielfalt, um die Integration durch Inklusion abzulösen.