Namengeber
Das Brüderpaar Alexander und Wilhelm von Humboldt war für die Gründer der Humboldt-Gesellschaft und ihre Nachfolger lange das Leitgestirn wie das Sternenpaar der Dioskuren Kastor und Pollux, das Gestirn, das täglich auf- und untergeht und unzertrennlich ist sowohl im (wissenschaftlichen) Olymp wie in der (realen) Welt. Daraus sind zwei für die Humboldtforschung wichtige Bände der Abhandlungen der Humboldt-Gesellschaft entstanden: Band 9: Die Dioskuren I, 1986, und Band 16: Die Dioskuren II, 2000. Bis heute hat sich die Tradition erhalten, wichtige Beiträge der Mitglieder der Gesellschaft und der Referenten der Tagungen in den Abhandlungen zu veröffentlichen. Das Spektrum hat sich gewandelt, der hohe Qualitätsanspruch an die Beiträge ist geblieben.
Wilhelm von Humboldt (1767-1835) ist einer der Begründer des politischen Liberalismus. Er lebte und wirkte in den politisch und kulturell führenden Hauptstädten Europas. Er entwarf eine Bildungstheorie, deren Zentralgedanke in der Forderung nach der höchstmöglichen Entfaltung der Kräfte des Einzelnen besteht. Dem gegenüber hat der Staat Grenzen zu respektieren, die ihn daran hindern, den Einzelnen politisch und sozial zu bevormunden. Als Bildungsreformer mit weltweiter Ausstrahlung entwarf er ein revolutionäres Konzept allseitiger, die sozialen Klassen hinter sich lassender Bildung, das Elementarschule, Gymnasium, Universität und Berufsbildung gleichwertig umfasste; als Universitätsgründer etablierte er die Autonomie der Universität und die Freiheit von Forschung und Lehre. In seiner Sprachforschung erkannte er, dass sprachliche Vielfalt auch kognitive Vielfalt bedeutet.
Alexander von Humboldt (1769-1859) bereiste fünf Jahre lang den amerikanischen Kontinent und unternahm 1829 eine Forschungsreise durch Russland bis zum Altai-Gebirge an der chinesischen Grenze. Er lebte mehr als zwei Jahrzehnte in Paris, wo er die meisten seiner Schriftwerke publizierte. Er fühlte sich gleichermaßen in französischen wie in deutschen Wissenschaftskreisen heimisch. Seine Schriften erschienen bereits zu seinen Lebzeiten in fünfzehn Sprachen an mehr als 400 Druckorten. Alexander von Humboldt setzte sich nachdrücklich für die Abschaffung der Sklaverei und, ebenso wie sein Bruder Wilhelm, für die Emanzipation der Juden ein. Er förderte junge Forscher und Künstler und hielt kostenlose öffentliche Vorträge, um breiten Bevölkerungskreisen Wissenschaft nahe zu bringen.
Weil wir denken, dass die Brüder Humboldt immer noch zum Vorbild taugen, stellen wir sie hier vor. Daran schließen sich Hinweise zur aktuellen Humboldt-Literatur und zu Online-Bibliographien an.