Begrüßung der Bundesdelegierten-Versammlung des Vereins Deutsche Sprache (13. Juni 2013)


Foto: © Verein Deutsche Sprache e. V.

Sehr geehrter Herr Kollege Krämer,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

zunächst möchte ich Ihnen die besten Grüße des Präsidenten der Humboldt-Gesellschaft, Herrn Prof. Peter Nenniger, zu Ihrer diesjährigen Bundesdelegierten-Versammlung überbringen. Er ist leider verhindert, an Ihrer Tagung persönlich teilzunehmen, bittet um Entschuldigung und hat mich als Koordinatorin des Akademischen Rates gebeten, ihn zu vertreten.

Die Humboldt-Gesellschaft ist Mitglied des VDS und der VDS Mitglied der Humboldt-Gesellschaft. Diese gegenseitige Mitgliedschaft erklärt sich aus gemeinsamen Interessen. Die Arbeitsfelder unserer Vereine überdecken sich partiell, weisen also gemeinsame Schnittmengen auf. Beide Vereine arbeiten für den Erhalt und – wenn möglich – die Ausdehnung der deutschen Sprache. Bei Ihnen stellt die deutsche Sprache das grundsätzliche Arbeitsziel dar – wir, die Humboldt-Gesellschaft, nutzen sie und wollen durch ihre aktive Verbreitung dazu beitragen, dass sie als wichtiges Kulturgut erhalten bleibt.

Deutsch ist die Sprache in der Humboldt-Gesellschaft, die wissenschaftlichen, literarischen und die Kunst betreffenden Vorträge werden auf Deutsch gehalten.

Die Abhandlungen der Humboldt-Gesellschaft erscheinen in deutscher Sprache.

Unsere Mitglieder sind in erster Linie deutsche Muttersprachler, natürlich aus Deutschland, aber auch der Schweiz, Österreich, Italien und Monte Carlo. Alle Mitglieder der Humboldt-Gesellschaft, auch die aus Brasilien, Polen und Russland, sprechen die deutsche Sprache fließend.

Da die Humboldt-Gesellschaft ausschließlich die deutsche Sprache für ihre Aktivitäten nutzt, kann es nur in deren Sinn sein, mit dem VDS eine enge Zusammenarbeit zu pflegen. Das zeigt sich im kürzlich durch Mitglieder beider Vereine veröffentlichten Positionspapier, aber auch im gemeinsamen Standpunkt der EU gegenüber, was die Anwendung der deutschen Sprache in deren speziellen Aktivitäten betrifft.

Ihr Generalsekretär, Herr Dr. Holger Klatte, hat auf der 97. Tagung der Humboldt-Gesellschaft vor sechs Wochen in Fulda einen wichtigen Vortrag zum genannten Positionspapier, das den Deutschunterricht betrifft, gehalten und dabei auch verschiedene Facetten Ihrer Tätigkeit dargelegt. Dabei wurde gleichzeitig deutlich, dass der Deutschunterricht an den Schulen nicht nur eine quantitative Seite besitzt, sondern auch eine qualitative, an der Verbesserungen notwendig sind.

Ihr morgiger Referent in der 1. Arbeitsgruppe, Herr Privatdozent Dr. Udo von der Burg als hervorragender Kenner Wilhelm von Humboldts, gehört unseren beiden Gesellschaften an, überträgt also das Gedankengut von einem Verein in den anderen.

Sie haben für Ihren Beratungsort Rudolstadt gewählt, gelegen mitten in Thüringen, einem Land, das für die Entwicklung der deutschen Sprache eine herausragende Rolle spielt. Ein bisschen bin ich schon stolz, dass ich hier geboren wurde und den wesentlichen Teil meines Berufslebens hier verbracht habe.

Martin Luther hat auf der Wartburg die Bibel in die deutsche Sprache übersetzt. Seinen damit geleisteten Beitrag zur Herausbildung der einheitlichen Deutschen Sprache der modernen Zeit kann man nicht genug würdigen. Diese Leistung ist im Jahre 2017 genau 500 Jahre her und besitzt noch heute Gültigkeit. Lutherdeutsch benötigt keine Überarbeitung. „Eine Modernisierung der Bibelsprache werde es nicht geben“, sagte in dieser Woche in Jena, also nicht weit weg von hier, der Thüringer Altbischof Christoph Kähler. Stattdessen gehe es um eine „behutsame Pflege eines sprachlichen und theologischen Schatzes“.

Aber auch das Zentrum der deutschen Klassik befindet sich nicht weit weg von hier in Weimar. Man kann als Beispiel die Namen Goethe und Schiller nicht oft genug nennen, wenn es um die deutsche Sprache geht.

Überhaupt kann man die Überlegung anstellen, dass ein Grund dafür, dass in Thüringen so hervorragende Beiträge zur Herausbildung der deutschen Sprache geleistet wurden, darin besteht, dass die vielen kleinen und kleinsten Fürsten- und Herzogtümer nicht in der Lage waren, politisch Bedeutsames zu leisten und große Kriege mit Einfluss auf die Aufteilung Deutschlands zu führen, sondern dass sie – quasi als Ersatz –  ihre geringen Kräfte auf den Bau von Burgen und Schlössern sowie auf Kunst und Literatur konzentrierten. Dieses Erbe wird in Thüringen hochgehalten.

Ihrer Tagung wünsche ich weiterhin einen guten Verlauf
Dagmar Hülsenberg

Korrespondenzadresse:
Prof. Dr. Ing. Dr. rer. oec. Dagmar Hülsenberg, Lindenberg 60, 98693 Ilmenau, dagmar.huelsenberg@humboldt-gesellschaft.org