Bericht über die 112. Tagung der Humboldt-Gesellschaft in Heidelberg
Vom 7. bis zum 9. Oktober 2022 trafen sich die Mitglieder der Humboldt-Gesellschaft für Wissenschaft, Kunst und Bildung in Heidelberg, um ihre 112. wissenschaftliche Tagung abzuhalten und ihr 60-jähriges Bestehen zu feiern. Dabei wurde Herr Prof. Dr. Helmut Schwarz mit der Goldenen Medaille der Humboldt-Gesellschaft geehrt.
Nach der Begrüßung der Tagungsteilnehmer im Hotel Ritter St. Georg in der Heidelberger Altstadt am Freitag, dem 7. Oktober 2022, durch den Präsidenten der Humboldt-Gesellschaft Herrn Dr. Wolfgang Siegfried eröffnete Frau Irmtraud Bast-von Humboldt-Dachroeden die Vortragsreihe, zu der auch die interessierte Öffentlichkeit eingeladen war, mit Ausführungen zur Geschichte der Stadt Heidelberg und der Kurpfalz sowie dem Heidelberger Katechismus, an die im Verlauf der Tagung noch mehrfach angeknüpft werden sollte. Herr PD Dr. Udo von der Burg trug Reiseimpressionen Wilhelm von Humboldts zu der Region aus dessen Tagebuch vor.
Herr Dr. Oliver Krause vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Astronomie referierte die Leistungen des Instituts zur Verwirklichung der James-Webb-Weltraumteleskop-Mission, einem Gemeinschaftsprojekt von NASA, ESA und der kanadischen CSA, und verdeutlichte anhand beeindruckender Bilder, die erst im Juni 2022 der Öffentlichkeit präsentiert worden waren, den Fortschritt gegenüber anderen Teleskopen.
Herr Dr. Markus Ehinger von der Heidelberger Rockwell Collins Deutschland GmbH sprach anschließend über die Integration von Wissenschaft und Industrie in der Region am Beispiel der von seiner Firma für die Raumfahrt hergestellten Schwungräder für Satelliten und verdeutlichte an den Anforderungen bei der Herstellung die in der Region geleisteten wissenschaftlichen Höchstleistungen.
Nach einer Kaffeepause begann schließlich die auf die Mitglieder der Humboldt-Gesellschaft beschränkte Jahresmitgliederversammlung 2022, bei der nach den Tätigkeitsberichten mehrere Präsidiumsmitglieder ins Amt gewählt wurden. Zudem legte das nach Vorwürfen gegen die Humboldt-Gesellschaft zusammengetretene Analyseteam seinen Bericht zur Geschichte der Gesellschaft vor, der auch auf der Homepage veröffentlicht wird.
Der erste Tag der Tagung wurde dann bei einem Konzert des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim, das zusammen mit dem tschechischen Violinisten Ivan Ženatý im Rokokotheater Schwetzingen unter anderem Werke von Joseph Haydn, Bohuslav Martinu und Wolfgang Amadeus Mozart unter der Leitung von Douglas Bostock darbot, harmonisch ausklingen lassen.
Samstag, der 8. Oktober, der zweite Tag der Tagung, begann mit einem Stadtrundgang, bei dem Irmtraud Bast-von Humboldt-Dachroeden die Tagungsteilnehmer mit der Heidelberger Geschichte vertraut und auf architektonische Besonderheiten an verschiedenen Bauwerken aufmerksam machte.
Ab 10 Uhr wurden die Mitglieder der Humboldt-Gesellschaft von der stellvertretenden Direktorin des Kurpfälzischen Museums Frau Dr. Karin Tebbe und der Archäologin Frau Irmgard von Moers-Meßner durch das Kurpfälzische Museum und die derzeit laufende Sonderausstellung zu „Krieg und Frieden – Konfliktarchäologie an Rhein und Neckar“ geführt.
Friedrich V., als König von Böhmen und Elisabeth Stuart als Königin von Böhmen,
Gerard van Honthorst, 1634 / um 1634
(c) Kurpfälzisches Museum Heidelberg
Vor den Gemälden von Friedrich V., dem sog. Winterkönig, und seiner Ehefrau Elisabeth Stuart verdeutliche Herr Dr. Udo von der Burg in einem Vortrag, der einen Bogen von Robert dem Teufel zu Charles III. spann, die Bedeutung Elisabeths für die Thronfolge der britischen Monarchie.
Anschließend besuchten die Tagungsteilnehmer das Heidelberger Schloss und wurden von Irmtraud Bast-von Humboldt-Dachroeden und Georg von Humboldt-Dachroeden durch den Schlosshof geführt, die unter anderem auf den von dem der Wissenschaft zugetanen Ottheinrich von der Pfalz errichteten Ottheinrichsbau hinwiesen. Das in der Mitte des 18. Jahrhunderts gebaute Große Fass mit seinen 220.000 Litern Fassungsvermögen sowie das Apothekenmuseum waren Glanzlichter des Rundgangs, der im von Friedrich V. für seine Ehefrau Elisabeth erbauten Schlossgarten, dem Hortus Palatinus, zum Abschluss kam. Eine Fahrt mit der Bergbahn zum Königstuhl und ein Blick über Heidelberg und das Neckartal beschloss die Exkursion.
Das Symposion zur Feier des 60-jährigen Bestehens der Humboldt-Gesellschaft mit einem gemeinsamen, festlichen Abendessen im Tagungshotel in sehr gemütlicher Atmosphäre rundete den Tag ab und gab noch Gelegenheit zu persönlichen Gesprächen. Gäste dieses Symposions waren Herr Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Helmut Schwarz und seine Gattin Elisabeth Schwarz-Döring.
Am Sonntag, dem 9. Oktober, fand schließlich im Konzertsaal der Heidelberger Musik- und Singschule eine Matinée statt, bei der dem Chemiker und ehemaligen Präsidenten der Alexander von Humboldt-Stiftung, Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Helmut Schwarz, die Goldene Medaille der Humboldt-Gesellschaft verliehen wurde. Die Vizepräsidentin, Frau Prof. Dr. Helen Geyer, moderierte das Rahmenprogramm, in dem Udo von der Burg zunächst mit einigen Überlegungen über Herbert Kessler anhob. Der Gründer der Humboldt-Gesellschaft hatte schon in zwei programmatischen Schriften von 1962 und 1963 den Anspruch formuliert, ein geistiges Forum für den Austausch auch kontroverser Standpunkte zu bieten, um so mittels Denken Gehalte zu offenbaren, die als Lebensgrundlage dienen können.
Daran anschließend stellte Herr Prof. Dr. Francisco Moreno-Fernández, der Inhaber einer Alexander-von-Humboldt-Professur in Heidelberg, dem höchstdotierten deutschen Wissenschaftspreis, einige erhellende, wenn auch skeptische Überlegungen zur Suche nach einer Universalsprache an. Zwar habe das Englische in der internationalen Kommunikation große Vorteile gebracht, dennoch habe es eine weltweit gesprochene Universalsprache noch nie gegeben und sei auch weiterhin nicht in Sicht.
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Der Präsident der Humboldt-Gesellschaft, Dr. Wolfgang Siegfried, verleiht Herrn Prof. Dr. Dr. h.c.mult. Helmut Schwarz, die Goldene Medaille der Humboldt-Gesellschaft für seine außerordentliche Verdienste um die Wissenschaft der organischen Chemie und für seine herausragende Leistung in der Führung und Organisation der AvH-Stiftung, die internationale Anerkennung gefunden hat. |
Die Laudatio auf Prof. Dr. Helmut Schwarz hielt Herr Prof. Dr. Karl Jug, der der Forscherbiografie des Geehrten folgte, bevor Prof. Dr. Erhard Meyer-Galow, der frühere Präsident der Humboldt-Gesellschaft, ein Grußwort an diesen richtete. Für den musikalischen Rahmen der Ehrung sorgten Konzertmeisterin Gertrud Schilde an der Violine und Dmitrij Romanov am Klavier, bevor der Präsident der Humboldt-Gesellschaft Dr. Wolfgang Siegfried die Goldene Medaille an Prof. Dr. Helmut Schwarz überreichte. Dieser sprach sich in einem Plädoyer für Grundlagenforschung dafür aus, auch Forschungen zu unterstützen, deren Zweckdienlichkeit sich nicht sofort offenbare, und formulierte den Appell „Fördere Personen und nicht Projekte“, bevor er für die Ehrung dankte. Dr. Wolfgang Siegfried lud die Anwesenden zum Abschluss zu einem Sektempfang ein, dankte den Organisatoren Irmtraud Bast-von Humboldt-Dachroeden und Georg von Humboldt-Dachroeden für die gelungene Veranstaltung und schloss die Tagung.