114. Tagung in Berchtesgaden

Die Herbsttagung der Humboldt-Gesellschaft für Wissenschaft, Kunst und Bildung e.V. fand in diesem Jahr vom 6. bis zum 8. Oktober in Berchtesgaden statt und war wieder ein großer Erfolg. Spannend und abwechslungsreich zog die Humboldt-Gesellschaft diesmal einen weiten Bogen von dem Naturforscher Alexander von Humboldt über die Entstehung des Universums hin zu Umwelt- und Klimaschutz und der Energiewende.

TV Bericht Regional Fernsehen Oberbayern

Bericht ansehen

Die Tagung begann wie üblich mit der Sitzung des Akademischen Rates. Diesmal hatte der Präsident der Humboldt-Gesellschaft, Herr Dr. Wolfgang Siegfried, zu sich eingeladen. Unter der Leitung des Koordinators des Akademischen Rates, Herrn Dr. Alexander Stöger, diskutierte dieser die Ziele der Humboldt-Gesellschaft . Fürwahr kein einfaches Thema, an dem immer wieder gearbeitet werden muss.

Am frühen Nachmittag begann dann das offizielle Programm der Tagung mit einer Führung durch Berchtesgaden in drei Gruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten (Geschichte, Geologie, Architektur). Zielpunkt der Fußwanderung bei sonnigem Herbstwetter war das Schloss Adelsheim, dem heutigen Heimatmuseum von Berchtesgaden, in dem im April 1798 Alexander von Humboldt logierte und hier bereits seine neu erworbenen Orientierungsgeräte (u.a. Sextant, Kompass, Chronometer) erprobte. Zu diesem Anlass wurde auf Vorschlag von Dr. Wolfgang Siegfried eine Erinnerungstafel gefertigt und dort an der Hauswand enthüllt.

Begrüßt wurden die Mitglieder der Humboldt Gesellschaft von Landrat Bernhard Kern, dem Bürgermeister von Berchtesgaden Franz Rasp und Dr. Wolfgang Siegfried selbst. Direkt im Anschluss begann sofort der erste Vortrag von Dr. Mathias Irlinger über die Geschichte Berchtesgadens und speziell auch über die NS-Vergangenheit von Berchtesgaden und Obersalzberg. Nach vielen interessierten Diskussionsfragen konnte anschließend das Heimatmuseum unter der Leitung der Leiterin Friedericke Reinbold besichtigt werden. Besonders erquicklich war für die Tagungsteilnehmer die Versorgung mit Getränken und Häppchen im Museum Adelsheim.

Nach Spaziergang oder Busfahrt zum Haus der Berge wurden die Tagungsteilnehmer dann von Dr. Roland Baier, dem Leiter des Nationalparks Berchtesgaden zu dem Vortrag über den Nationalpark und die dortige Sichtbarkeit des Klimawandels erwartet. Gerade dort, wo der Mensch nicht interagiert und die Natur mit ihre erstaunlichen Anpassungs- und Neuorganisationskräften zu beobachten ist können entsprechende Veränderungen besonders gut dokumentiert werden. Nach ausführlicher Diskussion war in der dortigen Alpenküche im Haus der Berge schon das Abendessen bereit.

Am Samstagmorgen dann traf man sich schon bald zur Busabfahrt am Haus der Berge Richtung Seelände am Königssee um mit 57 Mitgliedern und Gästen Richtung St. Bartholomä mit dem Elektroboot bei traumhaftem Wetter in See zu stechen. Nicht fehlen durfte natürlich die Trompete des Bootsbegleiters und das Echo am Königssee. Dann aber wartete schon die nächste Überraschung auf die Tagungsteilnehmer, nämlich die Begrüßung durch die Berchtesgadener Alphornbläser. Schon von Weitem waren die Alphörner über den See zu hören und ganz langsam wurde allen klar, dass dieser wunderbare Empfang in St. Bartholomä der Humboldt Gesellschaft galt. Ganz ausführlich wurden die Tagungsteilnehmer dann von Irmtraud Bast von Humboldt-Dachroeden mit dem Thema Alexander von Humboldt in Berchtesgaden vertraut gemacht. Auch an diesem Ort hat er den komplizierten Umgang mit den damaligen Orientierungsgeräten, Sextant, Kompass und Chronograph erlernt und geübt, wie dann von Dr. Alexander Stöger demonstriert wurde. Die anschließende Waldexkursion mit Dr. Roland Baier und Melanie Rachersberger zeigte vor Ort wie es zu Störungen durch Borkenkäfer, Windwurf, Schneestaublawinen und Neophyten kommt und wie die Vegetation darauf reagiert, aber auch welchen Wert das Totholz für den Wald besitzt.

Vor der Boots-Rückfahrt gab es noch die Mittagspause im Biergarten von St. Bartholomä oder die eigene kleine Wanderung entlang am Seeufer und danach noch die Regenerationszeit in den Hotels bis zum erneuten Zusammentreffen im Haus der Berge.

Dort wurden die Mitglieder und Gäste der Humboldt-Gesellschaft schon von Hans Maltan, dem langjährigen dortigen Leiter erwartet, der durch die Ausstellung über Flora und Fauna im Nationalpark Berchtesgaden führte. Der anschließende Vortrag über die Auswilderung des Bartgeiers in den Berchtesgadener Bergen durch den leitenden Biologen, Toni Wegscheider stieß auf großes Interesse und ausführliche Diskussion mit Mitgliedern und Gästen. Bestimmt bekommt die Internetseite dazu mit Webcam schon bald noch mehr Besucher. Finden Sie hier weitere Informationen zur Bartgeier-Auswilderung:

 www.nationalpark-berchtesgaden.de/forschung/monitoring/bartgeier/index.htm

In der folgenden Mitgliederversammlung wurden neben den Berichten aus allen Bereichen auch die freitags zuvor schon im Akademischen Rat diskutierten Grundgedanken und Ziele der Humboldt-Tagung vorgestellt und diskutiert. Im Tätigkeitsbericht des Präsidenten war es ein wichtiger Appell an alle Mitglieder, die Ideen der Humboldt-Gesellschaft nach außen zu tragen und weitere Mitglieder zu werben. In diesem Zusammenhang kam auch der Vorschlag des Präsidenten, ein nächstes Positionspapier zum Thema Klimaschutz zu schreiben, wenn es dafür genügend Unterstützung gibt.

Beim anschließenden Abendessen wurden die Essenspausen durch die bekannte Berchtesgadener Flötistin Bettine Clemen-Longley gestaltet und es blieb in angenehmer Atmosphäre noch genügend Zeit für intensive Gespräche.

Am Sonntagmorgen begann schließlich der öffentliche Teil der Vorträge im großen Saal des Kulturhofs Bischofswiesen vor ca. 150 Mitgliedern und Gästen mit einem Vortrag von Dr. Josef Gassner zu dem Thema: Was hat das Universum mit mir zu tun? In faszinierenden 60 Minuten gelang ihm ein wunderbarer Bogen vom Urknall über die Bildung der ersten Sonnen und Galaxien bis zur Entstehung der Erde und des Lebens auf der Erde mit faszinierenden Bildern und astrophysischen bzw. mathematischen Erklärungen. Dem langen Applaus folgten viele interessierte Fragen und oft überraschende Antworten. Die besondere Botschaft des Vortrags war zuletzt der große Respekt, den wir unserem blauen Planeten schulden, der seinesgleichen statistisch erst in extrem großen Entfernungen wiederfinden könnte, die für uns Menschen und selbst für Radiosignale nicht überbrückbar sind.

Die Vorträge, sowie auch die Podiumsdiskussion und Interviews mit Dr. Gassner und Dr. Siegfried wurden vom Regionalfernsehen Oberbayern (RFO) aufgezeichnet, so dass Sie sie sich hier über die Links ansehen können.  

Josef Gassner, Was hat das Universum mit mir zu tun?

Somit war dann auch die Bühne bereitet für die nächsten beiden Vorträge zu möglichen Strategien der Defossilierung der deutschen und weltweiten Energiewirtschaft.

Frau Maren Preuß (Fa. Sunfire, Berlin) sprach über neue Möglichkeiten der Energieversorgung durch grünen Wasserstoff, der durch Elektrolyse von Wasser mit grünem Strom ohne CO2-Belastung hergestellt werden kann. Genauso spannend war es dann, Herrn Dr. Simon Köppl, Leiter Reallabore und Elektromobilität an der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. (FfE), zuzuhören. Hier ging es nicht zuletzt um den Zubau der erneuerbaren Energien, den Ausbau unseres Stromnetzes und die Perspektiven der Elektromobilität. Er stellte Ergebnisse von Studien der FfE vor, denen zufolge schon in wenigen Jahren bidirektional ladende Elektrofahrzeuge Gaskraftwerke aus dem Markt drängen und das Stromnetz stabilisieren können.

Maren Preuß, Wo steht die Energiewende?

Simon Köppl, Wege in ein klimaneutrales Energiesystem

Für die anschließende Podiumsdiskussion mit allen Referenten des Tages und auch Dr. Roland Baier (Leiter Nationalpark Berchtesgaden), bestand genügend Zeit und wieder großer Diskussionsbedarf im Auditorium.

Diskussion zum Thema "Strategien gegen den Klimawandel"

Mit großem Dank bei allen Referenten, Mitgliedern, Gästen und Mithelfenden verabschiedete der Präsident alle Tagungsteilnehmer, nicht ohne schon jetzt zu nächsten Tagung nach Bremerhaven 10.-12. Mai 2024 einzuladen und für eine Mitgliedschaft für alle Interessierten in der Humboldt-Gesellschaft zu werben.